Abendveranstaltung

Vortragstag: 17.05.2023 (Mittwoch)
Vortragsthema: „Carl Friedrich Zelter und die Singakademie zu Berlin“
Vortragsgast: Jörn Sack
Ort: Heerstraße 28 / 14052 Berlin
Uhrzeit: ab 18:30 Uhr (Beginn 19:00 Uhr)

„Es ist wirklich etwas Prometheisches in Ihrer Art zu sein, das ich nur anstaunen und verehren kann“ – schrieb Goethe am 30. August 1806 an seinen Freund Zelter.

Leider ist Carl Friedrich Zelter (1758 – 1832) im deutschen Kulturleben doch ziemlich in Vergessenheit geraten. Dabei steht er für etwas, das Deutschland unter den Kulturnationen ausgezeichnet hat und noch immer fortwirkt: die Verbindung von hoher Kunst und breiten Volksschichten. Die zahlreichen Laien-Singvereine mit künstlerischem Anspruch zeugen bis heute davon.
Die vom Lehrer Zelters 1791 als gemischter (!) Chor gegründete Singakademie zu Berlin stand noch am Anfang ihrer Entwicklung. Zelter übernahm die Leitung 1800 und setzte 1829 mit der Wiederaufführung der Bach’schen Matthäus-Passion unter Mendelsohn einen Höhepunkt ihrer Geschichte.
Seine größten Erfolge feierte Zelter jedoch nicht als Komponist und Chorleiter, sondern als Kulturpolitiker.

Das 1827 auf Zelters Betreiben fertiggestellte Gebäude der Singakademie (heute Maxim-Gorki-Theater) ist eines der kulturgeschichtlich bedeutendsten Gebäude Berlins. Alexander von Humboldt hielt hier gleich nach Eröffnung ein Jahr lang seine an ein breites Publikum gerichteten Vorlesungen ‚Kosmos‘. Robert Schumann führte sein Oratorium ‚Das Paradies und die Peri‘ auf. Die Akustik war so hervorragend, dass hier bis in die 30er Jahre Plattenaufnahmen erfolgten (u.a. von Marlene Dietrichs berühmten Chansons aus dem ‚Blauen Engel‘).
Zudem spielt der Bau für die deutsche Geschichte eine Rolle, weil hier während der Revolution 1848/49 die preußische Nationalversammlung tagte.
Ein großartiges preußisches Kulturerbe, in seiner Bedeutung von den Machthabern der DDR ebenso vernachlässigt, wie anschließend vom Berliner Senat und den maßgeblichen Medien.

Der Vortrag beinhaltet auch Hörproben und einen Vergleich der Vertonungen von Goethe-Gedichten durch Zelter und Schubert.

Unser Vortragsgast Herr Jörn Sack ist seines Zeichens Privatgelehrter und Schriftsteller. Seine reichhaltige Vita weist so interessante Stationen auf wie Regierungsdirektor im Bundeswirtschaftsministerium und Rechtsrat bei der Europäischen Kommission in Brüssel.
Der Jurist hat eine Vielzahl von Büchern und Artikeln in den Bereichen Lyrik und belletristische Prosa sowie Politik, Geschichte und Philosophie veröffentlicht (siehe unter ‚verfügbare Schriften‘ auf www.joernsack.eu). Beispiele sind „Politische Ketzereien“ (Edition Bodoni, 2007), das Buch „Fontane als Kriegschronist“ (Berliner Wissenschaftsverlag, 2018) sowie der Roman „Schalksknecht“ und der Lyrikband „Gegendlicht“ (Bodoni, 2022).